Das Ergebnis guter Selbstreflektion ist nicht in einer halben Stunde geschrieben.

In 12 Jahren Personalberatung habe ich viele Lebensläufe gesehen. Manche sind phantastisch, die meisten sind ok und viele sind schlichtweg katastrophal. Das ist schade, denn auch diese Bewerber sind oft hervorragend, verstellen sich mit einem schlecht geschriebenen Lebenslauf aber tatsächlich den Weg ins Vorstellungsgespräch.


Ein Lebenslauf, der den Leser erfreut, ist antichronologisch und leistungsorientiert aufgebaut und enthält ein richtiges Maß „an nicht zu viel und nicht zu wenig Informationen“. Er ist graphisch ansprechend, enthält entweder kein oder aber ein freundliches Bild und hinterlässt im Gesamteindruck das Gefühl, dass dem Bewerber die Stelle wichtig ist. Damit signalisiert der Kandidat dem Adressaten Wertschätzung, auch wenn dieses nur unterbewusst wahrgenommen wird.

Positiv fällt die Nennung der Arbeitgeber mit korrekter Rechtsform und Standort sowie einiger Rahmendaten zu Geschäftsfeldern, Umsatz, Internationalisierung oder Produktbereichen auf.  Zwei Zeilen dürfen damit gerne gefüllt werden. Sie demonstrieren gewissermaßen den großen Blick fürs Ganze, zu dem der Bewerber seinen Teilbeitrag leistet.

Die letzten zwei bis drei Berufsstationen sollten ausführlicher dargestellt werden und die jeweiligen Positionsbezeichnungen, die konkreten Verantwortlichkeiten, Zahl der direkten Mitarbeiter oder Größe der Projektteams und die wesentlichen Erfolge auflisten. Am besten in Kürze mit Aufzählungszeichen, damit die Person auf den ersten Blick schnell erfasst werden kann.

Gimmicks, viele Farben oder Logo des aktuellen und der ehemaligen Arbeitgeber werden in vielen Lebensläufen gerne eingeflochten, hinterlassen aber „irgendwie einen unprofessionellen Eindruck“ und verstellen die Sicht auf das Wesentliche. Interessanter ist es zu erfahren, was der Bewerber für das Unternehmen erreicht hat – ob qualitativ oder quantitativ – und ob der frühere Arbeitgeber den Gewinn im Gegenzug mit Fortbildungen oder Beförderungen honoriert hat.

Im Vertrieb könnten die Erfolge wie bspw. X % an Umsatzsteigerung oder Halten der Gewinne trotz Patentauslauf sein. Ebenso ist der erfolgreiche Launch des Präparates XYZ in der Region XYZ nennenswert oder die Einführung eines neuen IT-Tools oder die Etablierung einer neuen Methode im Labor. Übertreibung kommt extrem schlecht an, ebenso wie der Schmuck mit fremden Federn. Aber das Klappern mit dem Handwerk gehört dazu.    Schonungslos nennen wir hier die 10 wichtigsten Punkte, womit Ihr Lebenslauf sicher keine Freude bereitet:

  1. Ein in die Jahre gekommenes Bewerbungsbild, womöglich frontal aufgenommen, mit bösem oder frustriertem Blick und gelber Krawatte an beigem Sakko
  2. Voluminöse Fließtexte oder die Nennung bloßer Titel, so dass man wenig Lust am Lesen mit Lupe hat oder sich keinen Reim auf die Kompetenzen des Bewerbers machen kann
  3. Ein sehr unruhiger Werdegang mit vielen kurzen beruflichen Stationen hintereinander, der Rätsel aufgibt und mutmaßen lässt, dass die Person es nirgends lange aushält (oder ausgehalten wurde). Die kurze Angabe von Wechselgründen, insbesondere derjenigen, die man nicht selbst zu verantworten hat (Insolvenz, drohende Firmenübernahme etc.) räumt falsche Interpretationen von vornherein aus
  4. Lange Werbetexte zur eigenen Person bzgl. toller Charaktereigenschaften oder sozialer Kompetenz. „Paper does not flush“. Man kann der Selbstwahrnehmung glauben, oder auch nicht Gesellschaftliche, ehrenamtliche oder sportliche Engagements sollten hingegen in jedem Fall im Anhang benannt werden und lösen dagegen großen Respekt beim Leser aus.
  5. Ein insgesamt optisch schlecht aufbereiteter Lebenslauf mit bspw. viel zu engem oder zu weitem Zeilenabstand sowie vielen Farben, die die Druckerpatrone des Büros strapaziert.
  6. Mogeln und Übertreiben: Ist das Englisch nur gut und nicht fließend, sollte man zur Wahrheit stehen und einfach die Gründe bereithalten.
  7. Der chronologisch aufgebaute tabellarische Lebenslauf: Die Schulausbildung an der ersten Stelle genannt, interessiert den Leser gewiss am wenigsten.
  8. Fehlende Kontaktdaten wie Telefonnummer, E-Mail und Privatanschrift; wie soll man den Kandidaten erreichen, wollte man ihn zum Bewerbungsgespräch einladen?
  9. Ein liebloser graphischer Gesamteindruck und Schreibfehler selbstredend (eigentlich).
  10. Die „Lebenslauf mit Bild.pdf“ Datei nervt, denn sie muss zum Speichern umbenannt werden. Die „CV_Sabine_Erfolgreich_DE2015.doc“ Titulierung ist eine ganz einfache Idee.

Ein brillanter Lebenslauf ist das Ergebnis der ehrlichen Diskussion mit sich selbst, der Reflektion seiner Stärken und Schwächen, seiner Kreativität und dem Wissen, was man tun und erreichen möchte. Etwas Mühe sollte man investieren, denn der Lebenslauf  ist das Tor zum Erfolg!

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